Von Ravenna über Peschici nach Manduria

Den 8. und 9. Juli 2020

Kurz vor 9.00h verlassen wir Ravenna. Wir wollen für einmal den Gargano nicht links liegenlassen, sondern ihm einen längst fälligen Besuch abstatten. 556 km von Horgen entfernt, begeben wir uns also wieder auf die Reise nach Süden.  Wir passieren den Canale Candiano, der Ravenna mit dem Meer verbindet und nehmen die Küstenstrasse Richtung  Rimini und gelangen kurz davor wieder auf die A14, auch bekannt als Autostrada Adriatica. Schon bald geht’s los mit Baustellen und den Warnungen „Men at Work“. Es hat wenig Verkehr aber wenn alle 5 km eine Baustelle ausgeschildert ist, staut es irgendwann dann halt doch. Eigentlich sind wir ja nicht in Eile, nur wollen wir in Campofilone von der vorzüglichen Pasta einkaufen, die dort produziert wird. Wir erreichen denn auch bei km 785 noch  vor 13.00h die Pastafirma lacampofilone.it.  Auf die Firma sind wir auf unserer letztjährigen Südreise aufmerksam geworden. In Fermo haben wir ausgezeichnete Pasta gegessen. Auf unsere Nachfrage, wer diese Köstlichkeit produziere, wurden wir nach Campofilone verwiesen. Genau vor einem Jahr, den 8. Juli 2019, haben wir dann die Pastafabrik erstmals  besucht. Kulturgeschichte und Esskultur – das gehört einfach zu Italien. Bei km 1008 verlassen wir die Autostrada Richtung Gargano. Namensgeber für den 2015 km2 grossen Sporn von Italien war ein reicher Mann aus Siponto, dem Ende des  5Jh. ein Stier  entlaufen sein soll.  Gargano folgte dem Tier bis vor einer Höhle, konnte es aber weder einfangen noch töten, sondern wurde vielmehr  vom auf den Stier abgegebenen Pfeil selber  getroffen und als Leiche feierlich zu Lorenzo dem Bischof von Siponto getragen. Die Angelegenheit gab diesem zu denken und darob erschien ihm der Erzengel Michael und forderte in der vom Stier bewachten Höhle eine Grottenkirche. Noch heute zieht das Heiligtum viele Pilger an, hat aber mit dem Pilgerort San Giovanni Rotondo wo 1968 der apulische Nationalheilige Pater Pio gestorben ist, starke Konkurrenz bekommen.  Die zwei Wallfahrtsorte liegen aber nicht auf unserer Route, welche uns an der Nordküste an den beiden Seen Lesina und Varano  vorbei  führt. Dann erreichen wir mit Rodi Garganico , das von Kolonisten der Insel Rhodos im 8 Jh. v. Chr. Gegründet wurde , den ersten Ort der Riviera Garganica und schliesslich Peschici, wo wir gegen 18.00h (km 1082) ankommen und im Hotel Peschici unser Zimmer beziehen. Peschici liegt malerisch hoch über dem Meer, hat eine schöne Piazza und reizvolle enge , alte Gassen, ist aber schon im Juli ziemlich von  (italienischen) Touristen überschwemmt. 

Die Foresta Umbra , der schattige Wald, das 100 km2 grosse Schutzgebiet, lockt uns nicht. Begeistert sind wir aber von der Weiterfahrt der Rieviera Garganica entlang,  über Vieste , Mattinata bis Manfredonia.  Es ist eine wunderschöne Küstenlandschaft,  die mich an die Amalfiküste erinnert.

Schöne Fahrt – aber länger verweilen – ich weiss nicht recht. Es ist halt schon sehr, sehr touristisch. Eva Gründel, die vor wenigen Jahren verstorbene Reiseschriftstellerin meinte sogar, der Erzengel Michael habe seinen Job als Wächter unbefriedigend erledigt und sei vom Tourismus überrumpelt worden. Dann geht’s der Küste entlang bis Barletta. Wir wollen einen Augenschein des grössten europäischen Salinengebietes um Margherita di Savoia nehmen. Mehr als ein Augenschein ist tatsächlich nicht möglich. Die Leitplanken stehen eng an der Strasse. Parkmöglichkeiten gibt es keine. Wir fahren und gucken, und knipsen die grossen Salzberge, die wie Zähne in der Landschaft stehen. Will man das Gebiet vertieft besuchen, muss man sich wohl vorgängig an die Gemeinde wenden. Um die Mittagszeit lösen wir dann bei km 1245 an  der  A14-Auffahrt Andria – Barletta das Ticket für den tiefen Süden, für unser Arkadien. Gesäumt  von Oleander-Alleen fahren wir bis Massafra/Taranto. Dort endet bei km 1344 die Autostrada. Nach 1430 km steigen wir um 15.20h vor unserem Haus in Manduria aus dem Auto. Es ist 34° warm, die ideale Temperatur für die Singzikaden, die uns dann auch mit einem ordentlichen Konzert empfangen.